Herrenhaus Briest

Im Herrenhaus Briest trifft Vergangenheit auf Zukunft

Wer in Briest rechts auf den Gutshof einbiegt sieht vor sich ein stattliches Herrenhaus. Es handelt sich dabei um das Schloss der Familie von Bismarck. Es wurde 1624 im altmärkischen Sumpf nahe der heutigen Kleinstadt Tangerhütte errichtet. Das Haus beeindruckt durch seine Renaissance-Architektur mit viel Fachwerk. Neben dem Haupthaus sind im Hofensemble auch eine kleine Kapelle, ein Brauhaus sowie Stallungen erhalten. Außerdem werden die Gebäude durch eine im englischen Stil errichtete Parkanlage inklusive Teich umschlossen.

In Briest lebten über Jahrhunderte die Angehörigen der sogenannten Briester Linie der von Bismarcks. Überregional bekannt vor allem durch Reichskanzler Otto von Bismarck, ein Verwandter, allerdings aus der anderen, der Schönhauser Linie. Das Briester Gut erhielt die Familie einst vom brandenburgischen Markgrafen als Lehen und baute es immer weiter aus. Es wurde vor allem um land- und forstwirtschaftliche Flächen erweitert. Nach der Enteignung 1945 beherbergte das einstige Herrenhaus Flüchtlinge und später zahlreiche Familien.

Herrenhaus noch unbewohnbar

Als die Nachfahren der Familie, Friedrich und Maren von Bismarck, das Anwesen Ende der 1990er Jahre zurück erwarben, fanden sie das Gebäude dementsprechend verbaut vor. Bis zu 40 Menschen wohnten im Haus, erinnert sich Maren von Bismarck. Sie kümmert sich seit Jahren zusammen mit ihrem Sohn um die Restaurierung. Ihr Mann ist bereits verstorben. Nach der dringenden Sanierung der Dachanlagen, Fenster und Fassaden liegt das Hauptaugenmerk aktuell auf das Hausinnere. Die Lokale Aktionsgruppe „Uchte-Tanger-Elbe“ unterstützt die Arbeiten mit Fördermitteln der Europäischen Union.

Denn was der Besucher von außen nicht sehen kann: Bewohnbar ist das Herrenhaus noch lange nicht. Um das Gebäude auch von innen wieder in seinen historischen Zustand zu versetzen, mussten erste einmal jede Menge eingezogener Wände abgebrochen werden. In der unteren Etage konnten teilweise Fußböden mit Intarsien aufgearbeitet und damit erhalten bleiben. Außerdem wurden Türen saniert und für eine öffentliche Nutzung ist ein kleiner moderner Sanitärbereich entstanden. Wände und Decken warten allerdings noch auf die Renovierung.

20 Jahre Gartenträume auch in Briest

In anderen Teilen des Hauses ist noch mehr Arbeit erforderlich. In einem aktuellen Projekt wollen die Hausherren dort eine Ferienwohnung mit sechs bis acht Betten einrichten. Es gehe darum, Gäste unterbringen zu können, die etwa im benachbarten und fast fertig sanierten Brauhaus an Veranstaltungen teilnehmen. Dazu ist eine vollständige Wiederherstellung der Räumlichkeiten erforderlich. Vorgesehen sind eine energetische Innendämmung sowie die Aufarbeitung von Türen, Fußböden und Decken.

Übrigens begeht auch das Briester Herrenhausensemble im Jahr 2020 ein besonderes Jubiläum. Es beteiligt sich an den Feierlichkeiten zu 20 Jahre „Gartenträumeparks“ in Sachsen-Anhalt. Die Anlage gehört mit zu den 50 ausgewählten Parks und Gärten, die im Bundesland unter dem Label bekannt gemacht und vermarktet werden. Unter dem Motto „Genießen – Erleben – Selber machen“ finden das ganze Jahr über besondere Veranstaltungen in Sachsen-Anhalts Gartenträume statt. Auch Familie von Bismarck hat sich für den Briester Park und seine Gäste etwas einfallen lassen.