Bürgergenossenschaft

Konzept für Bürgergenossenschaft
Gemeinsam Wirtschaften im ländlichen Raum

Gemeinsam sind Ziele oft besser zu erreichen als allein. Das ist nicht nur im alltäglichen Umgang so. Das trifft auch auf größere und langfristige Projekte zu. Und: Es ist der Grundgedanke einer jeder Genossenschaft. Immer dann, wenn die gesteckten Ziele die Leistungsfähigkeit eines Einzelnen übersteigt, aber die selbständige Existenz von Projekten oder Unternehmungen gewahrt bleiben soll, bietet sich eine Genossenschaft an. Liegt das Ziel im zivilgesellschaftlichen oder sozialen Bereich, könnte die Gründung einer sogenannten Bürgergenossenschaft ins Spiel kommen.

Die Beantwortung der Frage, ob dieses Thema auch für die Altmark eine Option wäre, hat sich die Freiwilligen-Agentur Altmark mit Sitz in Stendal aktuell auf die Fahnen geschrieben. Dabei geht es um das Leben in der Stadt und auf dem Land sowie um die Entwicklung spezieller Stadt-Land-Beziehungen, die in der ländlich geprägten Altmark vonnöten sind. „Wir wollen in Zukunft neue engagierte Wirtschaftsmöglichkeiten für ein gutes Leben in ländlichen Regionen aufspüren“, sagt Projektleiterin Marion Zosel-Mohr. Das Ganze soll in dem Gebiet der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) „Uchte-Tanger-Elbe“ geschehen.

Geld aus dem Europäischen Sozialfonds

Aus diesem Grund wird das Projekt durch die LAG unterstützt. Geld kommt über den sog. CLLD-Ansatz, der mit Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gespeist wird. Es gehört damit zu den Vorhaben in Sachsen-Anhalt, bei denen nicht ausschließlich Bauprojekte unterstützt werden, sondern soziale Ziele. Der Ansatz ist im Land noch relativ neu, wird jedoch von der LAG „Uchte-Tanger-Elbe“ forciert und rege genutzt. In diesem Fall geht es in einem ersten Schritt um die Entwicklung eines Konzeptes für eine solche ländliche Bürgergenossenschaft.

Im April 2018 startete das Projekt. Mittlerweile konnte eine Mitarbeiterin gewonnen werden, die sich für zwölf Stunden in der Woche um die Konzepterstellung kümmert. Gemeinsam mit einem Entwicklungsbüro aus Berlin soll bis Ende August 2019 das Papier fertig sein. Bis dahin steht noch jede Menge Arbeit an. Bereits im Juni haben sich Vertreter aus Wirtschaft, Verwaltung, Wohlfahrt sowie der Hochschule Magdeburg-Stendal getroffen, um die Idee des genossenschaftlichen Wirtschaftens zu diskutieren. Außerdem wurden schon zahlreiche Interviews geführt, etwa mit Bürgermeistern von Ortsteilen, Verwaltungsleitern und leitenden Mitarbeitern in Kommunen und von Pflegediensten sowie mit betroffenen Einwohnern.

Versorgungslücken auf dem Land schließen

„Wir befassen uns aktuell mit der Bedarfsanalyse“, erklärt Projektleiterin Zosel-Mohr. Es gehe dabei etwa um Stimmungen zur Lebensqualität in der LAG-Region. Als nächstes sind Workshops in der südöstlichen Altmark geplant, bei denen kreative Köpfe eingeladen sind, sich Gedanken um ein gutes gemeinschaftliches Leben zu machen. Zosel-Mohr ist sich sicher, dass viele Ideen nötig sind, um die Herausforderungen des demografischen Wandels zu bewältigen. Denn mit diesem Problem hat die Region in und um Stendal, Tangermünde und Tangerhütte nach wie vor zu kämpfen. „Das genossenschaftliche Wirtschaften ist für viele noch nicht vorstellbar.“

In Zukunft könnte die Idee derzeit noch bestehende Lücken in der Versorgung schließen. „Wir wollen mit der Intensivierung der Beziehungen zwischen Stadt und Land die Lebensbedingungen der Menschen im Ländlichen attraktiver gestalten“, sagt Zosel-Mohr. So könnten etwa Ältere, die auf Hilfe angewiesen sind, trotzdem in ihrer vertrauten Umgebung wohnen bleiben. Das wiederum könne Arbeitsplätze schaffen. Das Konzept dazu soll in den folgenden Jahren umgesetzt werden. LEADER begleitet bislang den Prozess. Auch wenn nach Ansicht der Projektleiterin die Fördermodalitäten derzeit etwas sperrig seien und viel Energie kosten.