Gutskirche Vollenschier

Jugendliche sanieren verfallene Friedhofsmauer

Bärbel Chrapa erinnert sich noch gut an ihre Kindheit in Vollenschier. Sie war oft in den Ferien bei ihren Großeltern in dem kleinen Dorf bei Stendal in der Altmark. Ihre Mutter hatte den Ort früh verlassen. Mit den Erinnerungen im Gepäck kam Chrapa nun zurück in die Altmark und ist seit Ende 2013 Mitglied im Förderverein Vollenschrierer Kirche. „Ich möchte mit dieser ehrenamtlichen Arbeit für meine glückliche Kindheit dem Ort etwas zurückgeben“, sagt die junge Frau.

Vollenschier war einmal ein Gut mit Gutshaus und einer 1877 fertiggestellten Gutskirche. Das evangelische Gotteshaus, ein neogotischer Bau, liegt eingebettet in einem wilden Park und weiten Feldern. Zusammen mit dem Kirchhof und der Friedhofsmauer bildet das Ensemble einen einmaligen Komplex, nur 50 Kilometer nördlich der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt Magdeburg. Im Jahr 2000 gründete sich der Förderverein, um dieses Denkmal zu sanieren und zu erhalten.

Jugendliche lernen Dorfleben kennen

Im Jahr 2017 konnte mithilfe von LEADER ein Teil der Friedhofsmauer gerettet werden. Das Besondere dabei: Bei der Sanierung halfen Jugendliche der Quedlinburger Jugendbauhütte, ein Projekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Trägerschaft der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste. Zusammen mit Vereinsmitgliedern und Dorfbewohnern gelang so die Restaurierung eines Abschnittes der Mauer.

Im Zusammenhang eines Freiwilligen Sozialen Jahres kamen im Juni die Jugendlichen nach Vollenschier und bauten Teile der Friedhofsmauer wieder auf. „Die Kooperation war auch deshalb etwas Besonderes, weil sich damit Jugendliche aus der Stadt und Dorfbewohner begegneten und ein Stück weit ihre unterschiedlichen Lebensverläufe kennenlernten“, sagt Bärbel Chrapa. Es sei begrüßenswert, wenn sich kleine Dorfgemeinschaften wie Kirchengemeinden öffnen und ein gemeinsames Handeln nicht an eine Religionszugehörigkeit binden.

Künstler könnten sich an Restaurierung beteiligen

Das Gemeinschaftsprojekt war so erfolgreich, dass die Beteiligten nun über eine Fortsetzung und Ausweitung nachdenken. „Welche Arbeiten eignen sich zum Beispiel für eine Schülerprojektwoche, wie könnten etwa Künstlerstipendien für Restaurierungsarbeiten organisiert werden“, fragt Chrapa. Oder lasse sich mit dem Engagement im Dorf auch eine Art Subbotnik für die nächsten Schritte der Sanierung der Friedhofsmauer realisieren?

Egal wie es weiter geht. Die Förderung durch LEADER hat die Vorhaben in Vollenschier aus Sicht des Vereins sehr gut unterstützt. Sie sei unverzichtbar, denn der Verein erhalte keine institutionelle Bezuschussung von Bund und Land. „Wir haben bereits neue Förderanträge eingereicht“, sagt Chrapa und blickt optimistisch in die Zukunft.

Drei Fragen an…
Bärbel Chrapa, Mitglied im Förderverein Vollenschierer Kirche

Wie ist die Idee zum Projekt entstanden?

Bärbel Chrapa: Bei der kontinuierlichen Suche nach Mitstreitern für das Projekt kamen mehr und mehr auch Jugendliche in den Fokus, vor allem im Zusammenhang der Berufsorientierung. Dabei war zu klären, welche Aufgabenbereiche dafür geeignet sind und tatsächlich boten sich Arbeiten im sogenannten Grünen Bereich beziehungsweise Maurer- und Putztätigkeiten an.

Was haben Sie schönes bei der Realisierung des Projektes erlebt?

Das Besondere besteht darin, dass sich Bürger einer kleinen Gemeinde im ländlichen Raum zusammentun und sich seit 17 Jahren unermüdlich riesigen Herausforderungen und denkmalpflegerischen Ansprüchen stellen. Und das mit dem großen Ziel: Ein so komplexes historisches Denkmal nicht nur zu bewahren, sondern parallel dazu eine zeitgemäße kulturelle Infrastruktur zu gestalten und damit die Regionalentwicklung zu unterstützen. Die jugendlichen Freiwilligen wurden dabei herzlich aufgenommen, unterstützt und betreut.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Projektes/ Was versprechen Sie sich durch das Projekt?

Zum einen wünsche ich mir die Fortsetzung des Zusammengehens der Generationen, denn viele Vorurteile der Älteren gegenüber den Jüngeren wurden abgebaut.  Die Jüngeren erlebten das ehrenamtliche Engagement der Älteren im Sinne von Heimat und regionaler Verbundenheit. Dazu gehören auch neue Aufträge für die Jugendbauhütte Quedlinburg durch andere Kirchenfördervereine. Zum anderen wünsche ich mir natürlich die Fortsetzung des offenen und konfessionsunabhängigen Zusammenwirkens interessierter Akteure sowie unseres Kooperationsnetzwerkes in der Altmark und einen 3./4. Bauabschnitt zur Sanierung der Friedhofsmauer.