Juror – Jugend redet mit im Ort

Kinder und Jugendliche gestalten ihren Lebensraum

Mitte Juni 2018 war es soweit. Der erste Drehtag stand an. Es sollte ein Film darüber entstehen, wie in Zukunft ein selbstverwalteter Jugendclub in der Ortschaft Lüderitz gestaltet werden könnte. Das Konzept zum Film haben die Jugendlichen im Ort in den Monaten zuvor selber erstellt. Nach acht weiteren Wochen war der Film fertig. Die Jugendlichen haben ihn Mitgliedern des Stadtrates zur Diskussion übergeben. „So sieht Mitgestaltung aus“, sagt Benjamin Ollendorf. Er ist einer der Geschäftsführer vom Verein KinderStärken aus Stendal.

Das Institut an der Hochschule Magdeburg-Stendal verfolgt gemeinnützige Zwecke und hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Wohlbefinden von Kindern und Familien zu erhöhen. Das Filmprojekt ist eine Initiative von zahlreichen und eingebettet in das Projekt „Juror – Jugend redet mit im Ort“. Das startete Anfang 2018 für zwei Jahre in der Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte. Lüderitz, wo der Film über den Jugendclub entstand, ist eine Ortschaft der Stadt. Die Lokale Aktionsgruppe „Uchte-Tanger-Elbe“ unterstützt das CLLD-Vorhaben mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds.

Demografische Herausforderungen meistern

Ziel des Projektes ist es, die Kinder- und Jugendfreundlichkeit in der Einheitsgemeinde in der südöstlichen Altmark zu stärken und damit dafür zu sorgen, dass junge Familien in der Region bleiben oder gar in sie ziehen. Denn die Kommune hat ein Problem. Seit 1990 hat die Gemeinde mehr als ein Drittel ihrer Einwohner verloren, Prognosen sagen einen weiteren Rückgang von 25 Prozent bis zum Jahr 2025 voraus. Gerade junge Familien und Kinder sind also die Zukunft einer ländlichen Region mit derart großen demografischen Herausforderungen.

Was ist Kindern und Jugendlichen also wichtig? Um das herauszufinden, baut das Projekt Strukturen auf, die es den Verantwortlichen möglich machen soll, diese Frage zu beantworten. „Kinder und Jugendliche sind selbst die besten Experten ihrer Lebenswelten“, sagt Ollendorf. Deshalb würden sie beim Projekt von Anfang an bei allen Dingen mit eingebunden. Und deshalb werden auch Mittel wie etwa der Filmdreh in Lüderitz eingesetzt. „Jugendliche können sich so äußern und ihre Interessen wahrnehmen, und die Politik sowie Entscheider erhalten Einblicke in die Belange des Nachwuchses.“

Erste Kinder- und Jugendkonferenz durchgeführt

Die Projektverantwortlichen setzten von Anfang an auf diesen stetigen Austausch. Unter anderem mit regelmäßigen Treffen der Akteure, die in der Kinder- und Jugendarbeit in der Kommune beschäftigt sind. Auch das enge Zusammenarbeiten mit der bereits bestehenden mobilen Jugendarbeit in der Einheitsgemeinde gehört zu den Erfolgsfaktoren. „Wir wollen natürlich auch den Nachwuchs erreichen, der bislang keine Institutionen nutzen“, erklärt Benjamin Ollendorf. Der Verein KinderStärken verfüge auf diesem Gebiet mittlerweile über eine zehnjährige Erfahrung.

Einen vorläufigen Höhepunkt erlebte das Projekt mit der ersten Kinder- und Jugendkonferenz im September 2018. Während des Treffens stellte der Nachwuchs seine Ergebnisse der vergangenen Monate vor. Gemeinsam mit Verwaltungsmitarbeitern und Fachkräften der Jugendarbeit konnten Meinungen und mögliche Lösungen ausgiebig diskutiert werden. Diese erste Veranstaltung soll allerdings nur ein Auftakt gewesen sein – zur Verstetigung der Kinder- und Jugendarbeit in der Kommune. Und damit für die Zukunft einer ganzen Region.