Schulungsraum Volgfelde

Schule auf dem Bauernhof

Bitte Gummistiefel oder festes Schuhwerk mitbringen! Diese Aufforderung steht auf den Einladungen, die Familie Klug verschickt. Adressiert sind sie an Kinder, die den Bauernhof der beiden Brüder Uwe und Bernd Klug besuchen möchten. Der landwirtschaftliche Betrieb befindet sich Volgfelde, einem Ortsteil der Hansestadt Stendal. Die Landwirte möchten den Knirpsen die Landwirtschaft näher bringen und entwickelten dazu in den vergangenen Jahren so etwas wie einen Bauernhof als Klassenzimmer.

Für diese besondere Schule mit Tieren und Pflanzen kommen regelmäßig Kinder auf den landwirtschaftlichen Hof und verbringen einen Tag in Volgfelde. Bislang fanden die Projekttage im Freien statt. Auch dank der Unterstützung der Lokalen Aktionsgruppe „Uchte-Tanger-Elbe“ hat sich das geändert. Die engagierten Landwirte konnten im vergangenen Jahr ein altes Stallgebäude zu einem Schulungs- und Tagungsraum um- und ausbauen. Im Herbst 2019 war die Einweihung. Der einst als Garage und Abstellfläche genutzte Raum erhielt einen Ofen, Sanitäranlagen sowie eine kleine Küche.

Der elterliche Hof als Grundlage

Familie Klug betreibt Landwirtschaft aus Leidenschaft. „Landwirtschaft muss einen Platz in der Gesellschaft und im Dorf haben“, sagt Sibylle Klug mit fester Überzeugung. Sie ist die Ehefrau von Uwe Klug. Neben ihrer Arbeit auf dem Hof gehört sie auch zu den engagiertesten Landfrauen in der Altmark. Im Jahr 2018 wurde sie deswegen sogar als „Landfrau des Jahres“ ausgezeichnet. Landwirtschaft müsse im Dorf auch gewollt sein, ist sich Sibylle Klug sicher. Sie arbeitet viel daran, dass es genau diese Akzeptanz auch gibt. „Die öffentliche Darstellung der Landwirtschaft treibt mich um“, sagt sie.

1991 starteten die Klugs ihren sogenannten landwirtschaftlichen Vollwertbetrieb und begannen damit, als selbständige Landwirte zu arbeiten. Ihr Schwerpunkt lag damals auf der Milchproduktion. Grundlage war der elterliche Hof, zu dem weitere Flächen hinzu gepachtet werden konnten. Heute kümmern sich die Landwirte um rund 500 Hektar Acker und Wiesen. Außerdem melken sie täglich etwa 200 Kühe, ziehen Kälber auf und bauen dafür das Futter an. Auf ihrem Land wachsen unter anderem Mais, Roggen, Gerste und Gras.

In Zukunft touristische Angebote

Der Hof gibt mehreren Menschen Arbeit. „Wir haben neben den Familien weitere fünf Mitarbeiter sowie einen Mitarbeiter mit einem geförderten Arbeitsplatz“, berichtet Sibylle Klug. Und da die Söhne ebenfalls Landwirtschaft gelernt haben, sieht es so aus, als ob der Hof an die nächste Generation weitergegeben werden kann. „Wir lieben Landwirtschaft, weil es eine abwechslungsreiche, fordernde Tätigkeit ist, wir arbeiten mit und in der Natur“, so die Landwirtin. Jeder Tag sei anders, es sei gut, etwas aufzubauen, bestenfalls für Generationen.

Genau diese Liebe zur Natur möchte die Familie weitergeben – und den Nachwuchs für den Beruf des Landwirts sensibilisieren. Dazu finden die Projekttage auf ihrem Hof statt. Neben den Schulklassen sind auch Kita-Gruppen herzlich willkommen. Auch die Landfrauen können sich in den neu geschaffenen Räumlichkeiten treffen. Geplant sind Führungen, Verbrauchsgespräche, aber auch die Durchführung von Veranstaltungen. Und Familie Klug schaut schon wieder weiter. In Zukunft könnte sie sich auch touristische Angebote auf ihrem Hof vorstellen und prüft derzeit die Einrichtung eines Hof-Cafés. Der stetig wachsende Radtourismus ermutigt die Landwirte dazu, dieses Angebot zu schaffen.