Winckelmann-Museum

Modern und barrierefrei auf den Spuren der klassischen Archäologie

In einer schmalen Altstadtgasse in Stendal in der Altmark stehen dicht an dicht kleine Fachwerkhäuser. Manche sind schon hübsch restauriert, bei anderen hängt das Gebälk durch. In einem dieser Häuser ist der berühmteste Sohn der Stadt geboren: Johann Joachim Winckelmann. Wer das unscheinbar wirkende Haus betritt, steht auf einmal in einer anderen Welt. Im Hof stehen mehrere antike Statuen, im Wind bewegende sich schillernde Bilder aus der Mythologie Griechenlands, weiter hinten ist der Eingang zu einem Minotaurus-Labyrinth. Eingerahmt wird das Ganze von einem modernen Museumsbau mit viel Glas.

Das Museum ist dem Begründer der klassischen Archäologie und Kunstgeschichte gewidmet. Winckelmann war ein Multitalent. Er wachte im 18. Jahrhundert über die antiken Schätze des Papstes, beaufsichtigte Grabungen in Pompeji und schrieb das Standartwerk für Archäologen. Seine Forschungen belegten auch, dass antike Statuen nicht unbedingt weiß waren, so wie wir es heute kennen. Selbst Gothe ließ sich vom Stendaler inspirieren. Auch der Wörlitzer Park geht auf Ideen von Wickelmann zurück. Die Liste ließe sich noch ohne weiteres fortsetzen.

Innenhof soll im Frühjahr eingeweiht werden

Das Museum zeigt nicht nur das Leben und Wirken von Winckelmann, sondern beinhaltet auch eine ansehnliche Sammlung Bilder und Skulpturen. In einem Seitenflügel ist das Familienmuseum untergebracht, der Innenhof ist ein wahrer Erlebnisgarten mit Archäologencamp und einem riesigen Trojanisches Pferd. Dass sich das Areal so modern, funktional und neu seinen Besuchern präsentieren kann, ist auch der Europäischen Union zu verdanken. Zuletzt flossen Fördermittel aus dem LEADER-Programm in die Neugestaltung des Innenhofes sowie in die multimediale Ausstattung eines Konferenzraumes.

Der Innenhof soll bis zum Frühjahr 2020 fertig sein. Noch sind Bauarbeiter mit einem Bagger dabei, das Gelände anzulegen. Der Schwerpunkt der Neugestaltung liegt dabei auf der Barrierefreiheit. Mit dem Fördergeld sollen beispielsweise die Wege mit einem Leitsystem für Blinde versehen werden. Dazu ragen die Borsteinkanten extra etwas höher heraus, damit Sehschwache sich mit ihrem Stock an den Steinen leiten lassen können. Mit einem großen Fest soll im Frühjahr die neue Anlage eingeweiht werden. Die Feier bildet dann auch den Abschluss der Sanierungs- und Neubauarbeiten an der ganzen Museums-Anlage. Bereits seit Jahren investiert die Winckelmann-Gesellschaft als Träger der Ausstellung viel Geld in die Umgestaltung und Erneuerung.

Zwei Drittel der Besucher sind Kinder

Auch im Inneren sind die Bemühungen auf den ersten Blick zu erkennen. Der Museumsbau hat einen neuen und hellen Eingangsbereich erhalten. Alle Räume wurden modernisiert und empfangen den Besucher multimedial. Die bislang bis zu 12.000 Gäste im Jahr erfahren Winckelmann und sein Wirken nicht nur über Schautafeln. An vielen Stellen in der Ausstellung sind Videos, Ausstellungsstücke zum Anfassen und Hörstücke eingearbeitet. So hat etwa eine Künstlerin extra an einer antiken Vase die Krieger-Malereien extra dick hervorgehoben. So können Besucher das Muster mit den eigenen Fingerspitzen erfühlen.

Auch das Familienmuseum ist zu einem modernen Anziehungspunkt der Anlage geworden. In den Räumen im Anbau können Kinder spielend erfahren, wie die Menschen in der Antike gelebt haben und wie Archäologen diese Zeit erforschen. Die Kinder können sich mit Umhängen und Sandalen aus Leder in Bewohner von Rom und Pompeji verwandeln oder Vasen mit Mustern bemalen, wie sie aus der Antike überliefert sind. In einer Ecke steht eine kleine Harfe, hängen Trommeln und Rasseln. Mittlerweile sind rund ein Drittel der Museumsbesucher Kinder. Sie alle sind bereits nach wenigen Augenblicken von der Antike begeistert – dem alten Winckelmann hätte das bestimmt gefallen.

Internet: www.winckelmann-gesellschaft.com

Podcast-Beitrag: https://uchte-tanger-elbe.podigee.io/5-winckelmann-museum